Bis 1905 war die Bisamratte in Europa unbekannt. Fürst Colloredo-Mansfeld hatte einige Tiere unweit von Prag auf seinem Besitz ausgesetzt – von wo aus diese sich unaufhaltsam über ganz Europa ausbreiteten. 1914 schätzte man ihre Zahl auf 2 Millionen – 1939 auf 10 Millionen und 1950 auf 100 Millionen. Bei einer Tragezeit von nur einem Monat und bei vier Würfen pro Jahr mit jeweils 5 – 7 Jungen, die nach 3 Monaten wieder geschlechtsreif sind, wurde die Bisamratte so zu einem Risikofaktor für das natürliche Gleichgewicht. Der Bisam hat auch so gut wie keine Feinde. Diese Nager untergraben Uferverbauungen, Deiche und Dämme mit einem umfangreichen Röhrensystem. In einer Kulturlandschaft wie der unseren kann sich dies zu einem Großrisiko auswachsen. Der Bisam ist Träger von Leptospiren, die auf den Menschen übertragen werden können. Das Tier ist immun dagegen.
In Deutschland wird der Bisam seit 1939 von amtlich bestellten Bisamfängern gejagt. Dadurch wurde die Verbreitung bis heute nur verlangsamt. Alleine in Bayern gab es 1999 etwa 700 haupt- und nebenberufliche Bisamfänger.
Mit der Bisambekämpfung fallen zwangsläufig große Mengen an Pelzfellen an, welche zu Bekleidung verarbeitet werden können und sollten.
Am Beispiel der Bisamratte wird deutlich, daß wir moderne Menschen immer noch von Natur und Wildbahn umgeben sind. Bisamfelle sind Ressourcen zum Nulltarif, welche aus ökologischen Gründen genutzt werden müssen. Übrigens steht das Fleisch der Bisamratte in Nord- und Südamerika als „Musquash“ auf den Speisekarten vieler Restaurants.
Knapp ein Fünftel des Fellaufkommens stammt aus der freien Natur – vorwiegend aus dem Bereich der Schädlingsbekämpfung. Nur 0,2% der Fell-Einfuhren kommen aus Ländern, in welchen Naturvölker wie Indianer, Inuits oder Eskimos zur Existenzsicherung und zum Überleben Tiere jagen. Wobei dort die Bewahrung ausgewogener Tierbestände Voraussetzung ist.
[Ondatra zibethica linne` ]
aus Kanada – USA – Texas – Mexiko – Europa
[Procyon lotor linne` ]
auch Schuppen genannt
aus Kanada – USA – verbreitet sich neuerdings über ganz Europa.
auch Seefuchs oder Tanuki genannt
[Nycterentes procyonoides Gray ]
aus Japan – China – Korea – Sibirien – zur Zeit starke Verbreitung über Mitteleuropa.
Frißt Kleinnager, Jungvögel, Eier und Fische.
Verarbeitung zu Krägen und Kapuzeneinfassungen.
[Trichosurus vulpecula Kerr ]
aus Australien – Tasmanien – Neuseeland.
Beuteltier mit wollweichem Fell. 1860 wurde in Neuseeland das tasmanische Opossum ausgesetzt. 1976 war der Bestand auf 20 Millionen Tiere angewachsen. 1995 war die 80 Millionen-Grenze erreicht. Schwerste Schäden am Primärwald Neuseelands zwangen Regierung und Umweltbehörden zur radikalen Dezimierung des Bestandes. Wo der Mensch nicht rechtzeitig eingreift, kann Flora und Fauna so aus den Fugen geraten.
[Myocasotr coipus Molina ]
Biberratte (Sumpfbiber) aus Südamerika – Uruguay- Paraguay – Brasilien.
Lebt als Pflanzenfresser in den Niederungen der großen Ströme.
Ausgewildert in USA, Russland und England.
[Vulpes vulpes linne` ]
lebt auf allen Kontinenten, außer der Antarktis. In Australien wurde er durch Kolonisten eingebürgert, um der Kaninchenplage Herr zu werden. Schönste Felle aus Kanada und Kamtschatka.
[Oryctolagus cuniculus linne` ]
Ein Engländer namens Autin führte 1859 das europäische Wildkanin in Australien ein. Die explosionsartige Vermehrung hatte eine Landplage zur Folge. Sie ist bis heute nicht eingedämmt.
[Canis latrans Say ]
Präriewolf aus USA – Kanada – Alaska
(0,2 % des Fellaufkommens)
[Sciurus vulgaris linne` ]
Eichhörnchen aus Russland – Sibirien – Asien – China
[Martes zibellina linne` ]
Ein Marder aus Russland – Sachalin – Kamtschatka – China.
Heute wird der größte Teil der Zobel gezüchtet.
[Lynx rufus Schreber ]
„Luchskatze“ genannt oder als „Bobcat“ bezeichnet. Aus USA (Florida, Texas, Kalifornien bis Neu-Mexiko). Nicht zu verwechseln mit dem echten kanadischen Luchs, welcher streng geschützt ist.
[Castor fiber Kuhl ]
Bis zu 100 Millionen Biber sollen um 1600 in Nordamerika gelebt haben. Ansiedler dezimierten die Bestände so stark, dass um 1900 Schutz- und Schongesetze erlassen wurden. Durch die starke Vermehrung muß heute dafür gesorgt werden, dass jährlich eine entsprechend große Zahl erlegt wird.
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Text: Reinhold Metz | Stephanie Metz