Scheren und Entgrannen

Samtnerz – geradezu ein Zauberwort – ist Luxus für die Sinne. Wer mit der Hand darüberstreicht weiß wovon die Rede ist. Das freigelegte Unterhaar (die Unterwolle) der Nerzfelle – der schönste, dichteste Samt der Welt.

Samtnerz und geschorener Nerz

Daß die Deckhaare (Grannenhaare) bei der Veredlung entfernt werden ist nicht neu. Schon in den dreißiger Jahren wurden Nutriafelle so behandelt. Man nennt diesen Arbeitsprozess Rupfen oder Entgrannen. Das macht das Gewicht des Haares erheblich leichter und ist auch der Grund warum Anfang der achtziger Jahre so wertvolle Felle wie Nerz entgrannt wurden. Damals änderte sich die Mode. Bekleidung wurde voluminös, üppig und plötzlich war da die Frage des Gewichts. Ein Nerzmantel, um bei diesem Beispiel zu bleiben, wird aber durch Entgrannen nicht nur leichter, sondern ist auch weniger wärmend. Und das hat wiederum den Vorteil, daß ein solcher Samtnerz bei unseren Wintertemperaturen doppelt so lange getragen werden kann. Einziger Nachteil ist die größere Empfindlichkeit gegenüber Schmutz und Nässe. Die Haltbarkeit ist nahezu uneingeschränkt die gleiche wie bei Naturnerz.
Beliebt sind Samtnutria und Samtwiesel. Nach einigen Jahren des Tragens empfiehlt es sich, vom Kürschner eine Haarreinigung vornehmen zu lassen mit anschließendem Finish und maschinellem Aufbügeln des Haares.

Geschoren werden Felle aus den gleichen Gründen wie beschrieben. Je tiefer das Haar abgeschoren wird, desto leichter ist anschließend das Bekleidungsmaterial. Unterschieden wird zwischen Hochschur (Haarlänge 10-15 mm) und Tiefschur (5-10 mm) je nach Fellart. Das geschorene Deckhaar (die Grannen) verbleiben im Fell und sorgen für eine größere Stabilität und Dichte des Haarkleides im Unterschied zu entgrannten Fellen. Tiefgeschorenes schmeichelt auch so mancher Figur, und so werden heute Nerzpfoten, Nerz-Thiliki, Nerzwammen, die in sog. Bodys (das sind Tafeln von etwa 120×160 cm) auf den Markt kommen, fast immer geschoren. Ebenso Bisamwamme (Bauch), Bisamrücken und Wiesel, die heute auch ausschließlich in Tafeln (zu 25-35 Fellen) gehandelt werden.
Die geschorenen Flächen können durch eine Rillenschur noch zusätzlich eine reizvolle neue Oberfläche erhalten.

Pelz ist nachhaltig

Getragene Pelze können im Zuge einer Umgestaltung durch die Schermaschine gelassen werden und sind als Schlankmacher und Leichtgewichte anschließend nicht wiederzuerkennen. Oder sie werden als Innenleben, in einen Tuchmantel, verwandelt.

Innungsmitglieder garantieren Meisterleistung.

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Text: Reinhold Metz | Stephanie Metz