Deutsche Pelzveredlung

Die Chinesen waren schon immer wunderbare Kürschner und Fellveredler, trotz primitiver Werkzeuge. Sie benutzen eine gewöhnliche kleine flache Zange, ein halbkreisförmiges Messer und einfache Nadeln. Ihre Fellzurichtung ist nie übertroffen worden. Besonders in der Gegend von Shensi und Kansu (früher Lung´yu) sollen bereits unter dem T´ang Regime (618 bis 917 A.D.) Veredlungsbetriebe existiert haben. Dort züchtete man in großem Stil Ziegen, Lämmer und andere Haustiere, deren Felle für die Fertigung von Pelzbekleidung wichtig waren.
Die Pelzbranche muß in China immer floriert haben, der Bedarf an Fellen soll im Laufe von Jahrhunderten, ja vielleicht Jahrtausenden, kollossal gewesen sein. Da sich dort, wie auch in vielen Teilen der Welt, im Altertum die Mode nur sehr langsam änderte, scheint es wahrscheinlich, daß in China die Idee der Massenkonfektion, der Pelz-Halbfabrikate und die industrielle Pelzveredlung entstanden ist.

(Francis Weiss)

Die Tradition der deutschen Pelzveredlung

Sie reicht zurück bis 1843, dem Gründungsjahr der Rauchwarenzurichterei und Färberei Rödiger & Quarch in Leipzig-Wahren. Trotz der damaligen technischen und coloristischen Beschränkungen konnte man mit Farbhölzern, Wurzel- und Blattfarbstoffen beachtliche Effekte erzielen. 1856 wurden die Anilinfarben eingeführt und 1894 die Ursole (Farbsalze, die durch Oxydation Farbkörper im Haarinneren erzeugen). Damit eröffneten sich ungeahnte Möglichkeiten. Die neuen Färbeprodukte leiteten einen Wandel in der Pelzveredlung ein.

Die ursprünglich rein handwerkliche Tätigkeit wurde zur industriellen Fertigung mit einem immer noch hohen Anteil an reiner Handarbeit, besonders bei Wildfellen. Wo vormals in der bescheidenen Kürschnerstube »veredelt« wurde, konnte jetzt in großen Werkstätten mit einer Unzahl von Hilfsapparaten und Maschinen gearbeitet werden. Doch eine Automatisierung wie bei Leder und Textil wurde im Pelzveredlungsbereich nie erreicht.

In den ersten 60 Jahren des 20. Jahrhunderts verzeichnete die Farmzucht von Nerz, Nutria und Fuchs einen ungeahnten Aufschwung. Schaffelle verschiedenster Provenienzen aus aller Welt wurden im Zuge neuartiger Verfahren dem aufstrebenden Pelzmarkt dienbar gemacht.

In Leipzig auf dem Brühl und in der Angerstraße reihte sich Veredlungsbetrieb an Veredlungsbetrieb. Dieser Platz war die Pelzdrehscheibe Europas bis der 2. Weltkrieg die Lage jäh beendete.

Erst die Veredlung macht den Pelz

Der Wahlspruch der deutschen Pelzveredler, die sich nach dem Kriege in Westdeutschland – vornehmlich in Frankfurt – wieder zusammengefunden hatten, spornte diese zu Höchstleistungen an. Durch Innovation wurde die deutsche Veredlungsindustrie in den 60er und 70er Jahren Weltspitze.
Firmen wie Thorer, Offenbach oder Marco, Fürth Bay mit ihren Veredlungspionieren Rüdiger Bauske und Ing. Anton Ginzel und viele andere setzten Maßstäbe für die internationale Pelzwelt.

Die heutige Vielfalt und Präzision im Bereich der Fellbearbeitung ist zu einem großen Teil das Werk dieser deutschen Veredlungsspezialisten. Sie haben ihre Ideen zur Marktreife entwickelt und die technischen Voraussetzungen dazu geschaffen. Sie haben optimale Verfahren entwickelt, besonders aus der Sicht des Umweltschutzes.

Der deutschen Pelzveredlung geht ein guter Ruf für Servicequalität voraus und im In- und Ausland schätzt man ihre Flexibilität und Termintreue.

________

Text: Reinhold Metz | Stephanie Metz