Pelz – Luxus oder Zweck

Rund 1 Million Tonnen Altkleider werfen die Menschen in Deutschland jährlich weg: kurzlebige Bekleidung die nicht mehr passt – die nicht mehr gefällt, da sie für einen nur wenige Jahre dauernden Modezyklus gemacht ist, und vor allem Bekleidung von einer chemischen Beschaffenheit, die Sondermüll darstellt, und die kaum zu entsorgen ist.

Pelze kommen in diesem Berg von Bekleidungsmüll so gut wie gar nicht vor, da Pelz alle Eigenschaften besitzt, die ihn zu einem Ökoprodukt ersten Ranges machen.

Pelz ist nachwachsender, nachhaltiger Rohstoff

Pelz ist langlebig – ergiebig

Pelz ist wiederverwendbar – umgestaltbar

Pelz ist umweltverträglich – entsorgbar

Hier deutet sich bereits an, wie zweitrangig der Pelz als Luxusobjekt ist – wobei der Faktor Luxus in unserem Leben nicht zu unterschätzen ist.
Somit stellt sich die Frage: Was ist Luxus?

Zweifelsohne beginnt Luxus da, wo Nutzen und Zweck enden. Ein Bekleidungsstück wird in erster Linie nach seiner Zweckmäßigkeit ausgesucht. Niemand wird für die Sommermonate einen Fellmantel kaufen, um sein Luxusbedürfnis zu befriedigen. Man wird sich immer zuerst fragen, für welche Jahreszeit, für welche Temperaturen, für welchen Zweck wird wärmende Bekleidung gebraucht. Für den Übergang der Jahreszeiten wird man leichtere, flachere Felle bevorzugen, für den strengen Winter oder den Wintersport dem Langhaarpelz wie Waschbär und Fuchs den Vorzug geben. Und für stürmisches Regenwetter könnte eine nappabeschichtete Lederaußenseite mit fellgewachsenem Innenleben das Richtige sein.
Ist also die Frage der Zweckmäßigkeit geklärt, kommt das Bedürfnis nach Luxus auch noch zum Zuge. Denn Luxus ist das Seltenere, das Aufwendigere und kostet auch immer etwas mehr. So sucht man sich den Luxus der begehrten Fellart, die jeweils in Mode ist (schwarzer Persianer! – Silberfuchs! – Nerz!) und die auf Grund der starken Nachfrage entsprechend teurer ist. Luxus der besonderen Fellveredlung wie einer außergewöhnlichen Farbstellung oder einer Strukturschur (waffelartige Optik bei Bisam). Luxus der raffinierten kürschnerischen Verarbeitung, der ungewöhnlichen Formgebung.

Ein einfacher Nerzmantel kann in 30 Arbeitsstunden entstehen, ein ausgelassener Nerzmantel benötigt insgesamt 90 bis 130 Arbeitsstunden- und wird dementsprechend teurer. Pelz als ein reines Symbol für die Begierde nach Luxus zu halten wäre demnach reichlich einfältig. Es gibt kaum ein Produkt des täglichen Bedarfs in unserem heutigen Leben, welches Nutzen, Zweck und Luxus so vereint wie Pelz.

Wer Felle nutzt – wer Pelze trägt – handelt ökologisch richtig!

Die Langlebigkeit eines Nerzmantels schlägt alle Rekorde. Dies ist ein Beispiel: einmal gekauft, bleibt er oft generationenübergreifend in der Familie. Er geht einfach nicht kaputt! Man könnte ihn 25, auch 40 Jahre und mehr, bei normaler Beanspruchung tragen. Doch wird er meist nach 10 bis 15 Jahren unmodern – noch bevor er nennenswert repariert werden müßte. Die modische Umgestaltung läßt ihn neu erstehen für einen weiteren Pelz-Modezyklus von 10-15 Jahren, bis Kinder oder Enkelkinder ihn erneut zeitgemäß für sich gestalten lassen. Das heißt: Nerz hält ein Leben lang und länger!
Nur etwa 40 bis 60 Nerze werden für einen Mantel gezüchtet- und dieser Fellmantel wärmt die jeweilige Trägerin nach 40 Jahren immer noch! Das ist höchster ökologischer Nutzen aus der Tierzucht. Ein Nerzmantel bietet nicht nur Schutz vor der Umwelt, sondern ist angewandter Umweltschutz zugleich – angesichts zerstörter Natur, verseuchter Gewässer und verpesteter Luft.

Pelz ist nachhaltig. Pelz – ein Lebensgefühl.

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Text: Reinhold Metz | Stephanie Metz